Therapeutisches Klettern für Kinder

Therapeutisches Klettern ist eine Form des Funktionstrainings. Für das Kind stehen der Spaß am Klettern und die Herausforderung im Vordergrund. Dabei trainiert das Kind jedoch körperliche und psychische Fertigkeiten. Sowohl einzeln als auch in kleinen Gruppen kann geklettert werden. Ein Ergotherapeut, Physiotherapeut, Psychotherapeut oder ein anderer Trainer, der dafür ausgebildet ist, leitet die Kinder an.

Für wen ist therapeutisches Klettern geeignet?

Klettern für Kinder
Klettern ist für Kinder aus verschiedenen Aspekten eine sinnvolle Betätigung. Foto: greenland / Bigstock

Vom therapeutischen Klettern können viele Kinder profitieren. Sie trainieren beim Klettern nicht nur die Muskeln, sondern auch die Körperhaltung und -spannung, die Koordination und andere Aspekte der Motorik. Darüber hinaus können beim Klettern Konzentrationsfähigkeit und Balancegefühl geübt werden.

Das Mindestalter hängt vom jeweiligen Anbieter ab. Viele Therapeuten empfehlen das therapeutische Klettern ab einem Alter von fünf oder sechs Jahren.

Häufig wird das therapeutische Klettern bei Kindern empfohlen, die unter einer chronischen körperlichen Krankheit, einer Behinderung oder einer psychischen Krankheit leiden. Beispiele dafür sind Skoliose, einige neurologische Krankheiten, ADHS, Angststörungen, Depression, Essstörungen oder Koordinationsschwierigkeiten. Dabei ist es günstig, wenn das Funktionstraining nicht nur zum jeweiligen Problembereich des Kindes passt, sondern das Kind auch Spaß am Klettern hat. Da die meisten Kinder jedoch Freude an dieser Sportart haben, bietet das Klettern einen sehr großen motivationalen Anreiz. Obwohl es sich um eine Form der Therapie handelt, fühlt sich das therapeutische Klettern für die meisten Kinder nicht wie Lernen oder Arbeit an.

Welche körperlichen Effekte sind möglich?

Beim therapeutischen Klettern trainiert das Kind seine Muskulatur. Dabei kommt es weniger auf eine abstrakte Kraftleistung an, sondern auf Muskeln, die auch im Alltag benötigt werden. Die Halte- und Stützmuskulatur kann dadurch ebenfalls trainiert werden.

Die Bewegungen stimulieren darüber hinaus Nervenrezeptoren, die sich in der und in den Muskeln befinden. Das Nervensystem wird auch durch die körperlichen Bewegungen an sich angeregt. Das Gehirn ist während des Kletterns damit beschäftigt, die Bewegungen zu steuern. Außerdem ist der Gleichgewichtssinn gefragt, der die ständige Verlagerung des Körpers ausgleichen muss.

Welche psychischen und sozialen Effekte sind möglich?

Auch auf die Psyche kann sich das therapeutische Klettern auswirken. Ängstliche Kinder können dabei zum Beispiel lernen, sich zu überwinden und stolz auf ihre vollbrachte Leistung zu sein. Kinder, die unter einer Konzentrationsschwäche leiden, üben beim Klettern, sich auf eine Aufgabe zu fokussieren und schulen dadurch ihre Aufmerksamkeit. Depressive Kinder können vom therapeutischen Klettern beispielsweise durch die Verhaltensaktivierung und die positiven Erlebnisse profitieren. Viele Kinder gewinnen beim Klettern zusätzliches Selbstvertrauen und erfahren, dass sie selbst etwas bewirken und schaffen können.

In der Gruppe lernen die Kinder, auf andere Rücksicht zu nehmen. Der beiläufige Austausch mit Gleichaltrigen wirkt sich in der Regel positiv auf das Sozialverhalten aus. Neue Freundschaften können in der Klettergruppe ebenfalls entstehen.